Asyl

127 Flüchtlinge haben Läuse – Johanniter steigen ein – Diakonie zum Thema Spenden

Die Johanniter steigen in die Flüchtlingsbetreuung ein. Von links: Martin Vollmer, Andreas Kleff, André Lukas, Heinrich Böckelühr und Hans-Georg Winkler.

Schwerte. 127 der rund 150 in der Sporthalle am Stadtpark untergebrachten Flüchtlinge sind von Läusen befallen. Das teilten Schwertes Bürgermeister Heinrich Böckelühr, der Erste Beigeordnete Hans-Georg Winkler und Stadtsprecher Carsten Morgenthal am Montag in der mittlerweile schon obligatorisch gewordenen Medienkonferenz zum Stand der Dinge mit. Und: Die Johanniter übernehmen von Dienstag an die Versorgung der Flüchtlinge komplett. Bislang lag das in den Händen des Deutschen Roten Kreuzes und der Malteser.

Kinderarzt stellte Lausbefall fest

Ein Kinderarzt aus Schwerte hatte bei notwendigen Untersuchungen den Befall mit Läusen festgestellt. „Das stellt uns jetzt vor besondere Herausforderungen“, sagte Heinrich Böckeklühr. Denn der meldepflichtige Befall führt dazu, dass die Notunterkunft komplett gereinigt und desinfiziert werden muss. Die Kleidung der getroffenen Flüchtlinge muss in Säcken verschlossen und drei Tage lang eingelagert werden. Auf diese Art sterben die Läuse ab. Jetzt benötigen die betroffenen Flüchtlinge komplett neue Kleider und Bettwäsche – was aber nicht zu einem Spendenboom führen soll. Was die Diakonie dazu sagt, lesen Sie am Ende des Textes.

Keine Quarantäne notwendig

Heinrich Böckelühr unterstrich, dass der Befall mit Läusen keine Infektionskrankheit ist. „Die Laus als solche ist nicht gefährlich“, so der Bürgermeister. Somit ist eine Quarantäne nicht notwendig. Geeignete Maßnahmen sind eingeleitet worden, auch mit Unterstützung des Kreisgesundheitsamtes, dessen Einsatz die Verwaltungsspitze schon seit geraumer Zeit eingefordert hat.

Mindestens noch bis Ende Oktober wird die Sporthalle am Stadtpark eine Notunterkunft der Bezirksregierung in Arnsberg bleiben. Und so lange werden die Johanniter nun für die Versorgung der Flüchtlinge sorgen. Sie übernehmen vom DRK und den Maltesern, die von ihren Kapazitäten her „Oberkante Unterlippe gestanden haben“, so der Bürgermeister, der dem ehrenamtlichen Engagement dieser beiden Institutionen seinen Dank aussprach.

Dank ans DRK und an die Malteser

Auch in den Großküchen von Haus Villigst, der Katholischen Akademie und der Justizvollzugsanstalt wird nicht mehr für die Notunterkunft gekocht. Das übernimmt nun die Küche des Johanniter-Stiftes in Hörde. Ansonsten wollen die Johanniter „nicht alles anders machen, sondern die Hilfe weiterentwickeln“, erläuterte Andreas Kleff im Mediengespräch. So sollen auch sozialpädagogische Fachkräfte eingesetzt werden.

Übrigens: 90 Flüchtlinge sind bereits durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge registriert worden. Dafür sind die Menschen in Bussen zum Erstaufnahmelager nach Hacheney gebracht worden. Diesen Weg kann man sich künftig sparen, wenn eines von maximal 16 landesweit operierenden Registrierungsteams nach Schwerte kommen sollte. Angesichts von 108 Notunterkünften im ganzen Land kann das aber noch dauern.

Spendenmaßnahmen gut abstimmen

In einer Medieninformation teilt die Diakonie mit, dass sie an die Grenzen der Belastbarkeit angekommen ist, was Kleiderspenden angeht. Wortwörtlich schreibt die kirchliche Einrichtung:

Es ist sehr erfreulich, dass sich so viele engagieren, wenn es um die Belange der Flüchtlinge geht. Allerdings erfahren wir auch zunehmend, dass die Maßnahmen gut abgestimmt sein müssen und sonst mit unnötigem Aufwand und manchmal auch Ärger verbunden sein können. Als die Organisation, die bisher für die Einkleidung der Flüchtlinge in der Sporthalle gesorgt hat, müssen wir sehr genau und sorgfältig abwägen, welche Ressourcen a) für die Abholung, b) für das Sortieren und Herrichten, c) für die Lagerung und d) für die Ausgabe der Kleidung zur Verfügung stehen. Das gelingt nur mit größter Mühe und ist derzeit mit verschiedenen „Kraftakten“ verbunden.

Zum Aufruf der Kleidersammlung in den Kindergärten müssen wir aus unserer Sicht klarstellen: Wir haben mit den Initiatorinnen sehr deutlich abgesprochen, dass ein „dosierter“ Aufruf zur Sammlung von gut erhaltener Kinderkleidung, die tatsächlich Mangelware ist, in den Kindertageseinrichtungen (aber nicht ausdrücklich öffentlich) gestartet werden soll. Wir haben uns darauf eingestellt, diese dort abzuholen, wenn sie entsprechend in geeigneten Kisten verpackt ist. Mehr können wir mit unseren Möglichkeiten im Hinblick auf eine Abholung nicht leisten. Außerdem sind auch unsere Lagerkapazitäten äußerst begrenzt. Insoweit haben wir nun die Sorge, dass in den Kindertageseinrichtungen so viele allgemeine Kleiderspenden eingehen, dass sie dort nicht bewältigt oder zwischengelagert werden können. Es wäre schade, wenn dann gut gemeinte Hilfe zu Verdruss führt.

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Ein Kommentar von “127 Flüchtlinge haben Läuse – Johanniter steigen ein – Diakonie zum Thema Spenden

  1. Die Information über den Läusebefall der in einer kleinen Sporthalle eng zusammengepferchten Menschen ist kein Thema für eine Pressekonferenz des Bürgermeisters. Niemand außer den dort arbeitenden Leuten muss davon wissen. Mir tun die Menschen in der Halle extrem leid, aber es geht niemanden etwas an, ob sie Läuse haben. Läusebefall kommt in allen Schwerter Kindergärten immer wieder vor. Dann werden die befallenen Kinder oder ihre Einrichtung auch nicht benannt.
    Ich erwarte, dass im Themenbereich Flüchtlinge äußerst sensibel mit Informationen umgegangen wird.

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