Wohnbauprojekt 55+: Sparkasse will Idee an der Ostenstraße umsetzen

So soll das Wohnobjekt einmal aussehen: Blick auf das Gebäude vom Ostentor aus. Es erhält eine geschlemmte Klinkerfassade.

Schwerte. Ein Wohnprojekt speziell für Menschen ab 55 will die Sparkasse an der Ostenstraße in Höhe der Bushaltestelle vor der Kreuzung Bethunestraße bauen. Dafür hat sie das benötigte, ehemals städtische Grundstück erworben, dessen Verkauf die Stadt Schwerte schon vor Wochen öffentlich ausgeschrieben hatte. 290000 Euro wird die Sparkasse dafür auf den Tisch legen. Sie bewegt sich damit um 40000 Euro über dem Mindestverkaufspreis.

Der Bebaungsvorschlag wurde aus dem Demografiebericht der Stadt Schwerte und Inhalten der „ZwAR-Gruppe“ (Zwischen Arbeit und Ruhestand und der „WiR-Gruppe“ (Wohnen im Ruhestand) entwickelt. Wohnbauprojekt 55+ nennt die Sparkasse ihr Vorhaben. Die Stadt findet das gut, weil das Grundstück aus städtebaulicher Sicht für die Realisierung eines Wohnprojekts sehr gute Voraussetzungen bietet.

Der Lageplan.

Passiver Lärmschutz

Die Sparkasse will 21 Wohneinheiten sowie zwei Gästewohnungen für Besuche der Mieter errichten. Zudem gibt es noch eine Gemeinschaftswohnung, die den Bewohnern als Ort der Zusammenkunft dienen soll. „Wir nennen das Kaminzimmer“, sagte Sparkassenvorstand Ulrich Bartscher am Freitag in einem Mediengespräch mit dem beteiligten Architekturbüro Schamp & Schmalöer aus Dortmund. Das Gebäude wird zur Ostenstraße viergeschossig ausgebaut und fällt bis zum begrenzenden Mühlenstrang auf eine ein- bis zweigeschossige Höhe zurück. Ein Innenhof soll zu gemeinsamen Aktivitäten der Bewohner animieren. 28 Stellplätze gibt es in einer Tiefgarage. Im Keller ist auch der Waschraum untergebracht; die Sparkasse will als Vermieterin Waschmaschinen zur Verfügung stellen und denkt sogar über ein Elektroauto nach, das allen z.B. für Einkäufe zur Verfügung steht. Probleme mit dem Grundwasserspiegel erwartet die Architekten nicht. Wahrscheinliche Lärmbelastungen durch die nahe gelegene B236 sollen mit passiven Schallschutzmaßnahmen reduziert werden. Den Mietpreis setzte Ulrich Bartscher am Freitag bei „knapp unter 10 Euro“ an. Die Wohnungen werden zwischen 70 und 100 Quadratmetern groß sein. Den Baubeginn erwarten die Architekten in knapp einem Jahr. Die Fertigstellung soll in 2018 erfolgen.

Vorfreude: Sparkassen-Vorstand Ulrich Bartscher, Elisabeth Schaar und Hildegard Schulze-Zumhülsen (WiR-Gruppe) sowie Susanne Schamp und Richard Schmalöer aus dem Dortmunder Büro Schamp & Schmalöer (v.l.).

Was kostet die Bodensanierung?

Ob es allerdings tatsächlich zur Umsetzung dieser guten Idee kommt, hängt von Bodenuntersuchungen ab. Belastungen sind auf jeden Fall vorhanden, die mit einer Sanierung und Entsorgung einhergehenden Kosten trägt der Käufer. Der hat das Recht, vom Kaufvertrag zurückzutreten, wenn die Sanierung und Entsorgung den Betrag von 100000 Euro übersteigt. Die Sparkasse hat hier sogar 150000 Euro eingesetzt. Aber weder sie als Bauherrin noch das Architekturbüro rechnet damit, Kosten in dieser Höhe für die Bodensanierung überhaupt einsetzen zu müssen.

Für das Grundstück hat es drei weitere Kaufinteressenten gegeben. Die Vorhaben waren der Bau eines Hindutempels, eines Biomarktes und zweier Mehrfamilienhäuser für Sozialwohnungen mit Belegungsrecht für die Stadt Schwerte.

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Comments

  • Sigrid Reihs 5. März 2016 at 9:19

    Die Entscheidung für dieses Projekt ist wohl aus guten Gründen nicht öffentlich diskutiert worden. Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt hätten wahrscheinlich andere Bedarfe geäußert, um das Leben in ihrer Stadt attraktiver zu machen. Ein Wohnprojekt öffentlich zu fördern, dass von den vorgestellten Mietkosten vor allem den besser gestellten Ü55 vorbehalten ist, hat auch wenig mit Gemeinwohlinteressen zu tun.
    Die fehlende Bereitschaft der Politik solche Entscheidungen tatsächlich im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu treffen, lässt das Vertrauen und die Engagementbereitschaft nicht gerade steigen. Und das ist tatsächlich das allerschlimmste bei dieser Entscheidung

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  • Marcus 4. März 2016 at 17:26

    Abermals wird eine Bebauung in städtebaulich prominenter Lage nicht nur nicht-öffentlich beschlossen, sondern zum wiederholten Mal wird in zentraler Stadtlage einem demografieorientierten Wohnprojekt der Vorzug vor vorhandenen Alternativen gegeben. Die ersten Wissenschaftler (Professor Straubhaar, Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2016) zweifeln bereits an, ob die Überalterung unserer Gesellschaft wirklich so stattfindet wie prognostiziert. In den 1950er-Jahren hieß es noch „Kinder kriegen die Leute immer“ - auch das erwies sich als Irrtum. Braucht Schwerte nicht viel dringender attraktiven Wohnraum für junge Familien? Oder hat man sich von solchen Projekten schon verabschiedet?

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  • Dietmar Weist 4. März 2016 at 16:13

    Der Verkauf des städtischen Grundstückes „Ostenstraße/Bethunestraße“ an die Sparkasse Schwerte für 290.00,- Euro ist für die Stadt Schwerte eine sicherlich erfreuliche Einnahme. Wenn dann aber weiter erwähnt wird, dass die Sparkasse mit ihrem Preisangebot 40.000,-€ über dem Mindestverkaufspreis liegt, dann vernebelt diese Berichterstattung die Sachlage. Es waren noch drei andere Bieter an diesem Grundstück interessiert. Die Sparkasse hat in diesem Bieterverfahren den Zuschlag erhalten, obwohl ihr Angebot 35.000,-€ unter dem Höchstangebot lag. Ob sich dies eine Haushaltssicherungsgemeinde leisten kann, steht dahin.
    Es dürfte letztendlich damit begründet werden, dass das Projekt der Sparkasse überzeugender gewesen sei.
    Diese Entscheidung über eine sicherlich die Allgemeinheit interessierende Bebauung wurde allerdings in nicht-öffentlicher Sitzung (Ausschluss der Öffentlichkeit) im Planungsausschuss getroffen.
    Wäre nach der Schließung und Verlagerung der Aldi und Rewe Märkte zum Bahnhof nicht ein Bio-Markt in der Innenstadt eine denkbare Alternative gewesen?
    Bezeichnend ist allerdings die Aussage des Ausschussvorsitzenden M. Kordt (CDU): „Im Ausschuss hatte niemand den Wunsch, prüfen zu lassen, ob das öffentlich diskutiert werden muss.“
    Da wird stets betont, man wolle eine breite Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen innerhalb der Kommune; man hat sich sogar um den Titel „Bürgerkommune“ beworben und wird auch seit Mitte vergangenen Jahres über das Programm „Engagierte Stadt“ gefördert.
    Es wäre angebracht, Fördermittel für ein Projekt „Themen Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung unter den Fragestellungen „Was gibt es bereits?“ und „Was ist noch zu tun?“ zu beantragen. Pflichtteilnahme für alle Ratsvertreter.

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